Allergiker müssen besser versorgt werden
Die bisher größte Versorgungsstudie in der Allergologie hat ergeben, dass nur 5% der Heuschnupfenpatienten und 7% der Asthmatiker eine ursächliche Therapie durch eine spezifische Immuntherapie (SIT) – auch Allergie-Impfung genannt – erhalten. Das Aktionsforum Allergologie fordert daher die Schaffung von angemessenen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen für Diagnostik und Therapie von Allergiepatienten. In 7 KV-Bezirken sind erste Erfolge erkennbar.
Im Auftrag des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) hat der Gesundheits-ökonom Professor Dr. Jürgen Wasem die Daten von 40 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen hinsichtlich der Behandlung bei Allergien untersucht. Diese europaweit einmalige Datenbasis zeigt ein ernüchterndes Ergebnis: Nur bei 7% der Heuschnupfenpatienten und 5% der Asthmatiker wird eine SIT, die einzige ursächliche Therapie, durchgeführt. Die Gründe dafür liegen laut AeDA in einem schlechten Honorarsystem und der Zersplitterung der Allergologie auf verschiedene Facharztgruppen.
Fazit der Studie: „Die Inzidenz allergischer Erkrankungen ist hoch und steigt weiter an. Demgegenüber sinkt die Zahl der allergologisch tätigen Praxen und die Erbringung allergologischer Leistungen dramatisch. Die Versorgung der Patienten mit kausaler Therapie (SIT) befindet sich auf einem niedrigen Niveau und nimmt weiter deutlich ab. Mittel- und langfristig werden zusätzliche Kosten durch die Progredienz der Erkrankungen entstehen, z.B. durch Zunahme des allergischen Asthmas. Eine leistungsbezogene Vergütung allergologisch tätiger Ärzte gemäß EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) ist eine Voraussetzung für eine bessere Versorgung von Allergiepatienten.“
Allergien werden unzureichend behandelt: „Das Ergebnis bestätigt für uns eine dramatische Unterversorgung von Allergikern in Deutschland mit der einzig ursächlich wirksamen Therapie “, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. habil. Kirsten Jung, Präsidentin des AeDA, „das gilt vor allem für die Allergie-Impfung, die von der Weltgesundheitsorganisation und den nationalen Leitlinien empfohlen wird, um eine Asthmaentwicklung zu verhindern“.
Mit dem Ziel einer besseren Versorgung von Allergiepatienten hat sich 2013 das Aktionsforum Allergologie gegründet. Dort sind die drei allergologischen Fachgesellschaften AeDA, DGAKI (Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie) und GPA (Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin) erstmals mit den Berufsverbänden Pneumologie, Pädiatrie, HNO und Dermatologie, die 80 Prozent der Allergiker behandeln, und dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) als Patientenorganisation vereint. Gemeinsam hat das Aktionsforum 5 Thesen zur Versorgung von Allergiepatienten aufgestellt:
- Allergiker sind benachteiligt: Allergien beeinträchtigen wesentlich die Lebensqualität, führen zu verminderter beruflicher Leistungsfähigkeit und können zum Teil einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.
- Aus Heuschnupfen wird Asthma: Aus saisonalen Beschwerden (brennende Augen, laufende Nase) wird bei 2 von 5 Allergikern eine chronische Krankheit (Asthma bronchiale), wenn die Allergie unbehandelt bleibt.
- Allergiepatienten sind unterversorgt: Es gibt immer weniger Ärzte, die Allergien (frühzeitig) diagnostizieren und therapieren. Sowohl die Unterfinanzierung der ärztlichen Weiterbildung als auch die Einschränkungen durch die Gesundheitspolitik haben dazu beigetragen.
- Allergien sind teuer: Durch Allergien entstehen erhebliche indirekte Kosten durch Fehlzeiten am Arbeitsplatz und durch eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Nicht behandelte Allergien verursachen erhebliche Kosten im Gesundheitswesen für Medikamente und stationäre Behandlungen.
- Allergien sind behandelbar: Eine frühzeitige SIT kann zu einer deutlichen Reduktion der allergisch-bedingten Morbidität, sowie der ökonomischen Aufwendungen, führen.
Allergologie als förderungswürdige Leistung
Die Einführung von Pauschalen für die Behandlung von Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung vor ca. 5 Jahren, sogenannte Regelleistungsvolumina, hatte zur Folge, dass die aufwändige Diagnostik und Therapie von Allergikern unzureichend honoriert wurde. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben dieses Problem erkannt und seit 2010 in einigen Bezirken Zuschläge für Allergiepatienten eingeführt. Seit 2013 gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, sogenannte „förderungswürdige Leistungen“ zu definieren. Diese werden zusätzlich zu den o.g. Pauschalen vergütet. Immerhin 7 KV-Bezirke haben bisher die allergologische Diagnostik und/oder die subkutane spezifische Immuntherapie als förderungswürdig anerkannt.
Im Vergleich der 17 KV-Bezirke in Deutschland ergeben sich dadurch enorme regionale Unterschiede in der Honorierung von Allergiediagnostik und -therapie. Eine Anerkennung der Allergologie als förderungswürdige Leistung in allen KV-Bezirken wäre wünschenswert, um die medizinische Versorgung von Allergiepatienten weiter zu verbessern.
Quelle: www.Allergopharma.de
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