Rhinosinusitis: Kalte Dusche für Therapie
Nasenduschen sind nichts für Ästheten, können aber Schniefnasen von Schleim befreien. Daher greifen Viele bei chronischer Rhinosinusitis zu. Mit mehr Schaden als Nutzen, sagen Forscher: Nasenduschen über Monate erhöhe das Infektionsrisiko massiv.
Die Nasendusche verwendet keine „Chemie“ und war unter dem Namen „Jala Neti“ schon den alten Indern bekannt. Dort sollte sie für einen gleichmäßig fließenden Atem sorgen und damit das Meditieren beim Yoga erleichtern. Dies hat die vermeintlich „natürliche“ Nasendusche zu einem beliebten Hausmittelchen gemacht, um schniefende Nasen von unschönem Schleim zu reinigen. Nicht nur Apotheken bieten inzwischen ein breites Sortiment von Nasenduschen samt der dazu gehörenden Salze an. Das Anwendungsprinzip ist einfach: Man löse eine Prise Salz in möglichst körperwarmem Wasser auf und leite die Lösung mittels Dusche in eines der Nasenlöcher ein. Bei richtiger Körperhaltung fließt die Flüssigkeit samt darin gelöster körpereigener Schleime dann zum anderen Nasenloch wieder heraus.
Der Mechanismus der lokalen Kochsalzanwendung besteht nach Angaben der „Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie“ darin, „durch eine Verflüssigung des Nasensekrets die mukoziliäre Clearance zu verbessern.“ Außerdem soll die lauwarme Brühe die Gefäße verengen und damit abschwellend wirken. Die Fachgesellschaft empfiehlt die Nasendusche daher in ihrer „Leitlinie Rhinosinusitis“ bei diesem Krankheitsbild als nicht-pharmakologische Therapieoption.
Studien beweisen Nutzen bei Kurzzeitanwendung
Bisher haben wissenschaftliche Studien diese Empfehlung für mehrwöchige Anwendungen gedeckt. Erst vor wenigen Wochen zeigte eine Übersichtsarbeit, dass das Nasenduschen über zwölf Wochen oder länger bei der chronischen Rhinosinusitis die Beschwerden um bis zu 64 Prozent senken kann. Weniger klar ist der Nutzen dagegen bei der allergischen Rhinitis und bei Infektionen im oberen Respirationstrakt.
Möglicherweise sollte man die Salzlösung aber tatsächlich nicht längere Zeit täglich nutzen. Darauf weist eine Studie hin, die Prof. Dr. Talal M. Nsouli von der Georgetown University Hospital School of Medicine beim diesjährigen „American College of Allergy, Asthma & Immunology (ACAAI) 2009 Annual Scientific Meeting“ in San Diego vorstellte. 68 Patienten, alle tägliche Nasenduscher mit chronischer Rhinosinusitis, nahmen an dieser Studie teil. Zwölf Monate lang gaben sie sich zwei Mal täglich dieser Prozedur hin, um dann weitere zwölf Monate lang völlig auszusetzen. Als Kontrollgruppe dienten 24 weitere Patienten, die über zwölf Monate hinweg einmal täglich die Salzlösung durch die Nase führten.
Regelmäßiges Duschen schadet der Nasen-Hygiene
Anders als erwartet litten die Probanden ohne Nasendusche deutlich seltener unter akuten Rhinosinusitiden: Die Zahl der Episoden sank von 544 unter der zwei Mal täglichen Nasendusche auf 204 in den zwölf Monaten ohne Nasendusche. Damit sank die Frequenz um 62,5 Prozent auf durchschnittlich drei Episoden pro Jahr und Proband (p kleiner 0.001). In der Kontrollgruppe (einmal täglich Naseduschen) lag die Zahl etwa 50 Prozent höher (p kleiner 0.001).
Allergologe Nsouli hat dafür eine simple Erklärung: Die nasale Schleimhaut ist nicht nur eine Quelle der Verschleimung, sondern dient offenbar auch als erste Verteidigungslinie gegen eindringende Erreger. Spüle man diesen Mukus zwei Mal täglich mit Salz weg, dann beraube man seine Nase um diese Abwehrtruppe, wird der Studienleiter vom ACAAI-Kongress zitiert. Seiner Meinung nach spricht nichts dagegen, einige Wochen lang täglich oder auch zwei Mal pro Tag zur Nasendusche zu greifen, aber nicht für längere Zeit. Nsoulis Team plant jetzt eine größere Studie, um diese Ergebnisse zu untermauern.